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Rakete trifft Journalisten-Konvoi

Nach serbischen Angaben traf eine Nato-Rakete am Sonntag nachmittag einen Autokonvoi ausländischer Journalisten. Der serbische Fahrer starb, sechs Reporter wurden verletzt.

Belgrad/Mons/London - Eine Mitarbeiterin der Londoner Zeitung "The Times", der französische Philosoph Daniel Schiffer, ein Reporter des italienischen "Corriere della Sera" sowie drei Mitarbeiter eines portugiesischen Fernsehsenders seien verletzt worden. Ein Journalist aus der Zentrale der "Times" in London sagte der Nachrichtenagentur PA, nach seinen Informationen sei auch der Dolmetscher der Journalisten ums Leben gekommen.

Ein Sprecher des britischen Außenministeriums in London bestätigte, daß die "Times"-Mitarbeiterin Eve-Ann Prentice verletzt worden sei. Der Konvoi hatte nach Angaben der jugoslawischen Nachrichenagentur Beta keine militärische Begleitung. Die Nato wollte zu dem Vorfall zunächst keine Angaben machen. Es werde eine Untersuchung eingeleitet, sagte ein Sprecher am frühen Montag morgen.

In der Nacht zum Montag setzte die Nato ihre Luftangriffe auf serbische Ziele fort. Unter Beschuß lagen die nordserbischen Städte Novi Sad und Sombor sowie Teile des Kosovos. Nach mehreren Detonationen sei die Industriestadt Nis ohne Strom, berichtete Beta. Seit den Nachmittagsstunden ist der Telefonverkehr Serbiens mit dem Ausland unterbrochen. Auch Inlandsgespräche kommen nur schwer zustande.

Bei den Nato-Luftangriffen auf Jugoslawien sind am Sonntag nach serbischen Angaben mindestens 16 Zivilisten getötet worden. Der schwerste Zwischenfall ereignete sich in der südserbischen Ortschaft Varvarin hahe Krusevac, wo beim Beschuß einer Brücke mindestens elf Menschen zu Tode kamen, darunter auch Kinder.

Die Nato bestätigte den Angriff auf die Brücke über den Fluß Velika Forava Sonntag nachmittag. Die Brücke sei eine wichtige Straßenverbindung und deswegen ein legitimes Ziel gewesen, hieß es in einer Erklärung des militärischen Hauptquartiers der Allianz im belgischen Mons.

31. Mai 1999

Spiegel-Online

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